Zunächst einmal tut uns sehr leid, dass Sie sich in einer so herausfordernden Situation befinden. Sie sind sicher nicht ohne Grund auf dieser Seite und wünschen sich vielleicht sogar Antworten auf Fragen zu finden. So bedauerlich die Umstände Ihrer Suche nach Unterstützung auch sein mögen, wir freuen uns, dass Sie unser Angebot gefunden haben und hoffen, Sie auf Ihrem Weg unterstützen zu können.
„Welche Folgen hat das Geschehene für mich?“
Die Folgen von Straftaten können vielfältig sein und ganz verschiedene Aspekte des Lebens betreffen. Da gibt es einerseits Sach- oder Vermögensschäden. Diese gehen vielleicht mit einem Verlusterleben her, lassen sich aber in den meisten Fällen gut reparieren oder ersetzen. Schwieriger wird es bei Verletzungen. Man kann da die körperlichen Verletzungen von den seelischen Verletzungen unterscheiden. In beiden Fällen kann die Heilung Zeit, Geduld und fremde Hilfe benötigen. Weitere Auswirkungen können durch soziale Folgen entstehen, sodass Sie sich allein gelassen fühlen. Nicht zu unterschätzen ist außerdem der persönliche Aufwand den Sie zur Tatklärung leisten müssen, zum Beispiel durch Anzeigeerstattung, Aussage im Strafprozess oder andere Behördengänge.
Das Gemeine ist, dass all diese Folgen gleichzeitig auftreten oder aufeinander aufbauen oder sich gegenseitig bedingen können. Das kann zermürben und vielleicht kommen Sie an den Punkt wo Sie sich fragen:
„Ich glaube ich werde verrückt – was passiert gerade mit mir?“
Sie haben etwas erlebt, das absolut nicht alltäglich ist und auf das man sich in der Regel nicht gezielt vorbereiten kann. Grundsätzlich gilt deshalb der Leitsatz:
"Du bist nicht verrückt, Du reagierst normal auf ein verrücktes Ereignis."
Diesen Satz muss man vielleicht erst einmal sacken lassen, denn da steckt eine ganze Menge drin. Denn unter Reaktion verstehen wir an dieser Stelle die Gesamtheit aller körperlichen und seelischen Vorgänge, die Sie in Ihrer gegenwärtigen Situation in vielleicht ungewohnter Heftigkeit an sich wahrnehmen. Und möglicherweise kommen Sie genau aus dem Grund zu der Erkenntnis, dass der oben genannte Satz gar nicht stimmen kann, weil sich Ihre Reaktion und Ihr Erleben so verrückt anfühlt. Dennoch möchten wir Ihnen an dieser Stelle versichern, dass Sie, Ihr Körper und Ihre Psyche normal auf eine außergewöhnliche Belastung reagieren.
Sie haben vielleicht schon einmal davon gehört, dass Körper und Geist zusammengehören. In diesem Punkt sind sich Ärzte, Psychologen und Juristen ausnahmsweise einmal einig. Das bedeutet aber auch, dass das was Sie erlebt haben beides, also den Körper und die Psyche betreffen kann. Das kann ganz schön verwirrend sein und aus dem Grund ist es vollkommen verständlich, dass es manchmal schwer ist für das, was einem passiert ist die richtigen Worte zu finden. Da kann es helfen zunächst einmal das zu benennen, was man gut beschreiben kann.
Darunter fallen alle beobachtbaren (körperlichen) Veränderungen, wie bspw. Schlafstörungen, übermäßiges Zittern oder Schwitzen und Herzrasen (also eine allgemeine körperliche Anspannung). Auch Änderungen in ihrem Verhalten können Sie möglicherweise gut benennen. Darunter fällt z.B., dass Sie es vermeiden bestimmte Orte aufzusuchen, weil die vielleicht dem Ort ähneln, an dem Sie von einer Straftat betroffen wurden. Vielleicht vermeiden Sie aber auch die Ausübung bestimmter Tätigkeiten wie Ihrem Beruf oder den Kontakt zu bestimmten Personen. Wenn es Ihnen gelingt, Ihre Gefühle zu benennen ist das auch ein wichtiger Schritt. Es ist völlig normal, dass Betroffene nach Straftaten verschiedene Gefühle erleben, dazu gehören insbesondere Ängste und Ärger (dieser zeigt sich zumeist in einer erhöhten Reizbarkeit), aber auch komplizierte Gefühle wie Schuld und Scham können erlebt werden. Manchmal erleben Betroffene von Straftaten aber auch regelrechte depressive Verstimmungen, also ein Zusammenspiel von massiven emotionalen Empfindungen, dem Gefühl einer andauernden Hilflosigkeit, dem Verlust von Lebensfreude und sozialem Rückzug. Als besonders belastend werden Intrusionen beschrieben. Darunter versteht man, dass das Erlebte „in den Körper zurückfließt“. Das heißt, man hat das Gefühl wieder in der Situation zu sein (= wiedererleben) oder wird von Erinnerungen an die Situation immer wieder eingeholt (= wiedererinnern).
Um Ihnen noch einmal einen Überblick zu verschaffen möchten wir Ihnen nachfolgend noch einmal die o.g. möglichen Folgen von Straftaten im Überblick aufzählen:
Allgemeine Folgen:
- Vermögensschäden
- Körperliche Verletzungen
- Seelische Verletzungen
- Soziale Folgen
- Aufwand zur Tatklärung,
zum Beispiel Aussage vor Gericht, Behördengänge
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Eigene Reaktionen:
- Schlafstörungen
- Angstzustände
- Wiedererleben des Tathergangs (Bilder, Träume, Gedanken)
- Vermeidung von Orten, Situationen, Tätigkeiten oder Personen, die an die Tat erinnern
- Schuldgefühle
- Depressionen, Launenhaftigkeit, Ängstlichkeit, Wut
- Ärger
- Körperliche Beschwerden
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Bitte beachten Sie, dass die Aufzählung lediglich einen Überblick bietet und keinesfalls den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Wichtig ist, dass alles was Sie in der Folge einer Straftat als belastend erleben auch legitim ist! Ihr Körper und Ihre Psyche versuchen, das Erlebte zu verarbeiten und auszuhalten.